Veröffentlicht: Stuttgart, 21.12.2020

Was für ein Jahr! In meiner letzten Prognose 2019 habe ich das Motto „start small, scale fast“ über die digitalen Trends von morgen gestellt. Heute weiß ich: Hätte ich das Motto mal besser „start small, adapt fast“ genannt.

Die Pandemie hat den Bedarf nach „digital first“ erhöht und damit die Digitalisierung ein gutes Stück vorangebracht. Virtuelle und kollaborative Arbeit, kontaktloses Bezahlen, digitale Einlasskontrollen – all das, was wir in Deutschland zuvor schwerlich vor uns hergeschoben haben, gehörte von einem Tag auf den nächsten zu unserem Alltag. Was habe ich in den Unternehmen beobachtet?

  1. Wo lange Zeit Security-Bedenken ein Hindernis für digitale Innovationdargestellt haben, hat man plötzlich neue Wege eingeschlagen oder pragmatische Ansätze verfolgt.
  2. Die Verarbeitung von Behavioral Data wurde in der Gesellschaft weitestgehend akzeptiert, weil sie der Sicherheit der Menschen diente.
  3. Die Verschmelzung von Unternehmen und Menschen führte zu völlig neuen Lebenswelten, in denen Grenzen und alte Muster aufgebrochen wurden.

Während diese „neue Normalität“ gut funktioniert, geht es nicht mit selber Geschwindigkeit voran. Man fährt auf Sicht, Investitionen werden zurückhaltend getätigt. Wie geht es weiter? Die Interaktion zwischen Mensch und Technologie hat sich in kurzer Zeit nachhaltig verändert und wir werden nicht wieder zu alten Mustern zurückkehren. „Unternehmen müssen Antworten auf die Folgen der COVID 19-Krise finden und Wachstum generieren“, sagt auch Brian Burke, Research Vice President bei Gartner. Laut ihm sollten sich Unternehmen auf drei Bereiche konzentrieren: Mensch im Mittelpunkt, Standortunabhängigkeit und Belastbarkeit.

Was bedeutet das im Hinblick auf digitale Technologien und neue Geschäftsmodelle? Unter dem Leitbild „A Whole New Digital World“ habe ich 4 Maxime identifiziert, welche strategischen Entscheidern und digitalen Machern Inspiration für das kommende Jahr liefern sollen.

NEW MINIMALISM

2020 war ohne Zweifel ein Jahr, in dem wir wieder gelernt haben, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Was das für jeden Einzelnen bedeutet, reicht von nachhaltigem Konsum, über den Bezug zur Umwelt, bis hin zu persönlichen Beziehungen mit der Familie und Freunden. All diese Aspekte verlangen nach neuen, flexiblen Arbeitswelten und Produkten in einer Circular Economy: Pay-per-use bzw. On Demand-Modelle werden zur Norm, Achtsamkeit und nachhaltiges Handeln zum Grundprinzip im täglichen Leben und Datenminimalismus zur Basis der individuellen Kundenansprache; von Medizin, über Bildung bis hin zur Administration.

Auch Microsoft möchte die Work-Life-Balance der Nutzer im Homeoffice verbessern. Darunter fällt zum Beispiel eine „virtuelle Pendlerfunktion“, eine Partnerschaft mit der Meditations-App Headspace, sowie eine emotionale Check-in-Funktion bei Teams. Das US-Start-up Reef hat es sich zur Aufgabe gemacht, „15-Minuten-Städte“ zu bauen, in denen alles innerhalb eines kurzen Spaziergangs oder einer Fahrradtour zu finden ist. Reef verwandelt Parkplätze und Garagen in Nachbarschaftszentren und geht Partnerschaften im Bereich Micro-Fulfillment, E-Bikes, Pop-up-Kliniken und urbaner Landwirtschaft ein. » Mehr zu neuen urbanen Ökosystemen und innovativen, vernetzten Gebäuden in der Podcast-Episode mit Drees & Sommer zum Thema „Digitalisierung des Bau- und Immobiliensektors“.

NEW COMMERCE

Unser Einkaufsverhalten hat sich durch die Pandemie verändert: Der Online-Handel nimmt auch bei älteren Zielgruppen zu und es werden nahtlose Einkaufserlebnisse über alle Kanäle erwartet. Kunden wollen ortsungebunden auf alle Angebote zugreifen und höchstmögliche Transparenz zu Produkten erhalten. Um dieser Erwartungshaltung gerecht zu werden, müssen Unternehmen in Self-Service-Konzepte umdenken. Das erfordert sowohl Invest in die digitale Infrastruktur als auch in intelligentes Prozessdesign. Insbesondere im Handel wird Live bzw. Virtual Shopping zum Gamechanger.

Klimatbutik“ ist ein schwedischer Pop-up-Shop, in dem die Preise der Artikel nach ihrem CO2-Fußabdruck berechnet werden. Geringere Klimaauswirkungen führen zu niedrigeren Preisen, was es den Verbrauchern erleichtert, klimafreundliche Entscheidungen direkt am POS zu treffen. Journee ist eine interaktive Streaming-Lösung, um immersive Erfahrungen in sozialen Live-Umgebungen zu schaffen. Die Technologie soll fotorealistische 3D-Umgebungen ermöglichen, in denen sich Menschen treffen, inspirieren lassen und austauschen können.

NEW BUSINESS

Neben der Notwendigkeit dreidimensionaler Geschäftsmodelle, welche soziale, ökologische und ökonomische Faktoren vereinen und Ressourcen schonen, liegt es an den Unternehmen, agil zu sein und flexibel auf sich verändernde Umstände reagieren zu können. Es gilt: Remote first, wo auch immer möglich. Servicebasierte, transparente und durchlässige Infrastruktur, kollaboratives und agiles Arbeiten, sowie die Einbindung der Mitarbeiter in Innovationsprozesse werden zu Erfolgsfaktoren. Der Einsatz von Software as-a-Service ermöglicht Flexibilität bei der Entwicklung neuer Produkte und intelligentes Workforce Management unterstützt das Prinzip der „Anywhere Operations“. Beide Maßnahmen lassen Unternehmen auch in physisch entfernten Umgebungen maximal effizient arbeiten.

MAT ist eine Ride-Hailing-App in Kolumbien, die ihre Mitarbeiter zu Eigentümern macht. Fahrer werden zu Aktionären, indem sie für das Unternehmen arbeiten. Das Design Concept des NGO Cradle to Cradle oder die modularen, reparierbaren Produkte von fairphone sind Beispiele für neue, auf Nachhaltigkeit setzende Geschäftsmodelle. Daneben setzen deutsche Startups wie Coyo oder Just Social auf die Etablierung von Digital Workplaces für KMU.

NEW TECH

Alles, was in einer Organisation automatisiert werden kann, sollte automatisiert werden. Hyperautomization lautet das Zauberwort hinter stetiger Prozessoptimierung. Darüber hinaus wird die erste digital geprägte Generation in ein Alter kommen, in der körperliche Einschränkungen die Mediennutzung erschweren. Diese Zielgruppe hat hohe Erwartungen an digitale Services und Lösungen, welche nur durch durchdachte und digitalisierte Prozesse getroffen werden können. Im Bereich relevanter Technologien führen somit RPA, Voice-as-UI und die Hybrid Cloud das Spiel der Digitalisierung an. Daneben gewinnen Open Source-Lösungen weiter an Bedeutung, Künstliche Intelligenz und Machine Learning wird verstärkt zu etwa 30 % produktiv eingesetzt und IoT wird zum integralen Bestandteil der Produktentwicklung. Omni-accesibility digitaler Lösungen beschäftigt Entwickler rund um die User Experience.

In Großbritannien wurde beispielsweise der Prototyp des weltweit ersten barrierefreien Schwangerschaftstests für Menschen mit Sehbehinderung entwickelt. Die Ergebnisse sind taktil, damit sehbehinderte Frauen zuerst und privat das Ergebnis ablesen können. Die chilenische Plattform Sonidos Inmersivos veranstaltet Live-VR-Konzerte und -Festivals für zuhause. Über die Plattform fördert das Unternehmen nationale Künstler und hilft ihnen, ihre Fangemeinde zu erweitern, indem sie ein internationales Publikum erreichen.

Für 2021 gibt es einiges zu tun und ich bin gespannt, in welchen Bereichen sich unsere Projekte bei Almato weiterentwickeln. Mehr zum konkreten Einsatz der vier Maxime innerhalb unseres Produktportfolios gibt es Anfang Januar in Teil 2 des Trend Update 2021 zu lesen!

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